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Philosophische Meisterstücke

Gedanken können wie Wiedergänger sein. In immer neuen Metamorphosen taucht so ein Hegelscher Dreischritt oder ein cartesisches sum cogitans aus der Furche und ruft sein „ick bün all do“ wie weiland Swinegel.
Philosophielehrer erwischen sich selbst gelegentlich dabei, wie sie mit immer denselben Beispielen, Bildern, Zitaten hausieren gehen. Natürlich ist Philosophieunterricht, so wie wir ihn verstehen, zumeist herrschaftsfreie Kommunikation, wo nichts regiert außer dem seltsam zwanglosen Zwang des besseren Arguments. Weniger gern geben wir zu, dass die Schulmeisterei ein Handwerk ist, das auch seine Meisterstücke kennt. Mit Recht spielt der Begriff des Meisterdenkers, den man danebensetzen kann, ins Ironische. Ironie als mildeste Distanzierungstechnik ist immer willkommen. Distanz ebenso, denn sie ist eine Bedingung von Philosophie. Sie ist aber auch ein homöopathisches Gift oder Heilmittel, das nur wohldosiert vertragen wird. Gibt es nicht in der Tat meisterliche Texte, die ein Schul- oder Denkgeselle studieren wird, um sein Handwerk zu erlernen?
Der kräftigste Einwand gegen solche literarisch-denkerischen Kabinettstücke wäre, dass man zu wenige davon hat. Da hätten Blumenberg und Marquard einmal recht: der Monomythos ist gefährlich, und Polymythie rettet vor den Herrschaftsansprüchen der einen und nur einen Geschichte. In eine Geschichte verstrickt, von nur einer einzigen fasziniert zu sein, kann auf eine schlimme Fesselung hinauslaufen. In viele Geschichten verstrickt zu sein, kann mit Befreiung und Lösung von Fesseln zu tun haben, denn mit ein wenig Übung in der Kunst der Gegenbesetzung wird die eine die andere kommentieren, im Ernstfall sogar neutralisieren. Also brauchen wir mehrere, nein viele faszinierende Geschichten, Texte, die ihre besondere Qualität in der pointenartigen Zuspitzung von Gedanken, in einem sprechenden Bild oder in einem evokativen Szenario entfalten.
In der ZDP soll nun unter dem Titel „Philosophische Meisterstücke“, den man je nach Bedarf ironisch oder nicht verstehen darf, eine Serie von Texten präsentiert werden. Diese Texte können für die praktische Bereicherung des Unterrichtes wertvoller sein als manches detaillierte Unterrichtsmodell.

Mit diesem Text führte Eckhard Nordhofen, der damals zum Herausgeberkreis gehörte, in Heft 1/1991 die neue Rubrik „Philosophische Meisterstücke“ ein. Im Laufe der Jahre ist seither eine lange Kette solcher „Meisterstücke“ entstanden, von denen zahlreiche inzwischen in zwei Bändchen des Reclam Verlages noch einmal erschienen sind.

 

Meisterstücke1

Philosophische Meisterstücke I

Ein philosophischer Einstieg der besonderen Art, vermittelt von fachkundigen Interpreten, die sich durch didaktisches Geschick auszeichnen.
13 exemplarische Texte der Philosophiegeschichte werden zitiert und – nicht zuletzt unter didaktischen Gesichtspunkten – kommentiert und interpretiert. Die Texte stammen von Platon, Aristoteles, Nikolaus von Kues, Condorcet, Kant, Hegel, Mill, Nietzsche, Dilthey, Heidegger und Bloch, dazu kommen aus religionsphilosophischer Perspektive die Genesis und die Apokalypse des Johannes.

ISBN 978-3-15-009735-9
UB 9735

EUR (D): 4,10
EUR (A): 4,30*
Fr (CH): 7,40

*unverb. Preisempfehlung
Bestellungen über den Buchhandel oder direkt beim Reclam Verlag.

 

Meisterstücke2

Philosophische Meisterstücke II

Berühmte Ausschnitte aus der philosophischen Weltliteratur werden in diesem Band vorgestellt und von heutigen Autoren kommentiert und interpretiert. Es handelt sich dabei um Texte von Platon, Aristoteles, Meister Eckhart, Montaigne, Spinoza, Mandeville, Hegel, Schopenhauer, Cassirer, Carnap, Wittgenstein, Sartre, Horkheimer/Adorno, Anders und Girard.

ISBN 978-3-15-018152-2
UB 18152

EUR (D): 4,60
EUR (A): 4,80*
Fr (CH): 8,30

*unverb. Preisempfehlung
Bestellungen über den Buchhandel oder direkt beim Reclam Verlag.

 

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Letzte Aktualisierung: 02.03.2012